Merkblatt ATX Netzteile
Häufig stellt sich das Netzteil als Quelle von Störungen heraus. Die verursachte Störung kann sich hierbei vielfältig darstellen: z.B. merkwürdige Anzeigen im BIOS-Setup, Ausfall/Störung einzelner Hardwarekomponenten des Mainboards, Startprobleme oder sporadische Abstürze. Erste Probleme mit zu schwachen Netzteilen haben sich mit Erscheinen der Pentium Pro Prozessoren bemerkbar gemacht - damals reichten in vielen Fällen die 200W-Netzteile nicht mehr aus. Für viele Pentium-III-Systeme wurde 250W zum Standard und seit Athlon werden 300W und mehr empfohlen. Selbst wenn die Leistungsangabe des Netzteils zutrifft, sagt sie wenig über die Qualität des Netzteils aus, da sich die wichtigen Parameter nicht in einer einzigen Zahl abbilden lassen. AMD veröffentlicht eine Liste der empfohlenen Netzteile. Für üppig ausgestattete Systeme mit schneller Grafikkarte und Prozessor im Gigahertz-Bereich ist auch ein 300W-Netzteil noch zu schwach. Zudem hat sich das Mainboarddesign im Laufe der Zeit ständig geändert ;anfangs auf der Leistungsfähigkeit der 3,3V- und 5V-Leitungen ankommend, ist jetzt der Hauptstrombedarf bei Pentium-4-Systemen mehr auf der 12V-Schiene. |
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Die +5 VDC Standby-Spannung liegt auch nach dem Ausschalten des Netzteils (Leerlauf) an, sofern das 220V-Netzkabel noch eingesteckt ist. Sparsames Verhalten im Leerlauf wird beim Netzteil mit dem blauen Umwelt-Engel belohnt, wenn die Leistungsaufnahme bei abgeschalteter Hauptstromversorgung primärseitig unter 5W bleibt. Typische Verbraucher für die Standby-Leitung sind z.B. auf Anrufe wartende Fax- oder Modemkarten, USB-Geräte oder Netzwerkkarten, die eine Wake-on-LAN-Funktion bieten oder Speichermodule im Suspend-to-RAM-Modus. Die Belastung der 5V-Standby-Leitung wächst ständig, und daher wurde die Mindest-Strombelastbarkeit von ursprünglich 720 mA auf zunächst 1A und mittlerweile sogar auf 2 A heraufgesetzt. Eine zu geringe Leistungsfähigkeit auf der Standby-Leitung könnte zu erheblichen Funktionsstörungen bei Geräten führen, die auf diese Spannung angewiesen sind. |
Das Netzkabel sollte erst nach vollständigem Zusammenbau des Rechners an das Netzteil angeschlossen werden, also zuletzt! Ein ATX-Netzteil könnte sich bereits vor dem Einbau im eingeschalteten Zustand befinden oder während des Zusammenbaus versehentlich eingeschaltet werden. Falls Hardware-Änderungen am eingeschalteten Mainboard vorgenommen werden, könnte es jedoch zu Schäden an den betroffenen Komponenten kommen. |
Seit 1.1.2001 erfaßt die EMV-Norm für Oberschwingungsströme in der Ergänzung A14 PCs in einer eigenen Klasse, die für Verbraucher bis zu 600W Leistungsaufnahme gilt. Für Netzteile, die seit diesem Datum hergestellt werden, muß also die Leistungsfaktorkorrektur (PFC, Power Factor Correction oder Compensation) im Netzteil-Design berücksichtigt werden. Eine gewisse elektrische "Verunreinigung" des Stromversorgungsnetzes entsteht nämlich durch die bei Schaltnetzteilen typische Stromoberschwingung, verursacht durch die hohe Anstiegsgeschwindigkeit des Eingangsstromes in den Spannungsspitzen. Das PFC-Siegel besagt allerdings nichts über die technischen Eigenschaften des Netzteils auf der Sekundärseite, die den Anwender interessiert, sondern nützt nur den technischen Einrichtungen auf der Energieversorgerseite. Bei der "passiven PFC" wird einfach eine Reiheninduktivität (Drossel) in den Primärkreis eingefügt, um den Strom zu begrenzen und die notwendige Korrektur herbeizuführen. Diese Lösung ist zwar einfach und preisgünstig, aber Gewicht und Volumen dieses Bauteils ist relativ groß. Der erreichte Leistungsfaktor liegt bei von c't (Heft 10, S196ff) getesteten Netzteilen im Bereich von 0,75 bis 0,8 statt etwa 0,5 bis 0,6 ohne PFC. Bei der "aktiven PFC" wird ein zusätzlicher PWM-Schaltregler in den Primärkreis eingeschleift, der zwar teurer, aber effizienter ist - man kommt damit auf sehr gute PF-Werte zwischen 0,9 bis 1,0 (nahezu sinusförmige Stromaufnahme). |